
An dieser Stelle geht es ausschließlich um die Bedeutung des Welfen-Herzogs Heinrich der Löwe für Lüneburg und Bardowick. Am Ende der Seite habe gibt es für diejenigen, die sich in die Geschichte vertiefen möchten, weitergehende Links.
Heinrich der Löwe versuchte Zeit seines Lebens seine Macht zu vergrößern. Das heutige Norddeutschland war ein wesentliches Ziel seiner Expansionspolitik [1],[2].
Kloster Lüne
Auch wenn die Initiative zur Gründung des Klosters Lüne nicht von Heinrich dem Löwen ausging, ohne seine Zustimmung im Jahr 1172 hätte es das Kloster nicht gegeben [3].
Der Niedergang Bardowicks
Bis zum Jahr 1160 war Bardowick der Grenzort zur Slawengrenze und der Umschlagsplatz für den Ost-West- und Nord-Süd-Handel [4].
Nach der Christianisierung der Slawen im heutigen Mecklenburg-Vorpommern durch Heinrich den Löwen verlieh dieser der Stadt Lübeck im Jahr 1160 die Stadtrechte und läutete damit den wirtschaftlichen Niedergang Bardowicks ein. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich Lübeck zum Drehkreuz für den gesamten Handel im Ostseeraum. Das führte sogar soweit, dass vorrausschauende Kaufleute aus Bardowick ihr Unternehmen nach Lübeck verlegten und damit den Wirtschaftsstandort Bardowicks schwächten. Die Bardowicker Bürger fühlten sich nach diesen Aktionen von Ihrem Herzog vernachlässigt.
Nach dem Zerwürfnis mit Kaiser Barbarossa wurde Heinrich der Löwe als Majestätsverbrecher verurteilt und seine Reichslehen wurden eingezogen. Ihm blieben nur die Hauptorte Lüneburg, Braunschweig und Hadersleben. Auf dem Hoftag von Erfurt wurde der Herzog im November 1181 für drei Jahre ins Exil nach Südengland verbannt.
Auf dem Weg aus dem Exil sollen die Bardowicker Heinrich dem Löwen die Gefolgschaft verweigert haben und ihn mit der Gesäßhuldigung [5] beleidigt haben.
Die Zerstörung Bardowicks
Nach der Rückkehr aus dem Exil wurde Bardowick 1189 durch Heinrich dem Löwen zerstört.
Zur Auslöschung Bardowicks gibt es unterschiedliche Geschichten.
Was die Bardowicker erzählen
Die Geschichte, die in der Region gerne erzählt wird, stammt ursprünglich von Christian Schlöpke (1663 – 1719), dem ehemaligen Rektor der Stiftsschule in Bardowick.
Die falsche Fuhrt
Danach soll Heinrich der Löwe Bardowick nur deshalb angegriffen haben, um ihnen die Beleidigungen, die ihm durch die Bardowicker Bürger widerfahren waren, zu sühnen.
An den drei Landseiten war die Stadt durch Wälle und Mauern geschützt. Nur zur Ilmenau hin, soll die Befestigung niedriger gewesen sein, so dass ein Angriff von der Wasserseite augenscheinlich leichter sein sollte. Heinrich der Löwe hat versucht Bardowick mit Schiffen von der immer einzunehmen. Die Bardowicker haben dies bemerkt und die Schiffe in Brand geschossen. Nach zweitägiger Belagerung soll ein verirrter Ochse in Höhe der Nicolaikirche den Weg einer Fuhrt verraten haben. Dass Herr Heinrich des Löwen soll dann durch die sofort die Stadt eingenommen haben.
Das klingt irgendwie plausibel, aber war es wirklich so? Die Ilmenau war von Lüneburg nach Bardowick zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht schiffbar – das wurde sie erst, nachdem der Fluss in Bardowick aufgestaut und eine Schleuse gebaut wurde. Das es das ein oder andere Boot in Lüneburg gab, kann man sich durchaus vorstellen, aber dass die Boote so groß und zahlreich zur Verfügung standen, dass mehrere Angreifer darin Platz fanden, kann ich mir persönlich nicht vorstellen.
Was der Heimatforscher herausgefunden hat
Einen ganz anderen Ansatz habe ich bei dem Heimatforscher und ehemaligen Chefredakteur des „Winsener Anzeiger Ravens & Maack GmbH „ Dr. Jürgen Peter Ravens [6] (Vom Bardengau zum Landkreis Lüneburg, Nordland Druck 1969, Seite 24) entdeckt.
Als Heinrich der Löwe in der Verbannung in England war, haben andere versucht das bestehende Machtvakuum auszunutzen. Der Sachsenherzog Bernhard [7], der nach der Verurteilung Heinrich des Löwen den östlichen Teil der welfischen Lande und das Bistum Bremen erhalten hatte, soll Bardowick mit eigenen Truppen besetzt haben. Der Angriff richtete sich somit eher gegen die gegnerischen Truppen, als gegen die Bardowicker.
Dabei soll der Angriff auch nicht über die Ilmenau, sondern aus dem Westen erfolgt sein.
Was richtig oder falsch ist, soll jeder für sich selbst entscheiden, für mich persönlich klingt der Ansatz von Dr. Jürgen Peter Ravens plausibel.
Zum Nachlesen
[1] NDR Geschichte: Heinrich der Löwe – Ein Bayer prägt den Norden
(Mit Podcast am Ende der Seite)
[2] Heinrich der Löwe in Wikipedia
[4] Ein Blick auf die Geschichte Bardowicks
[5] Bardowicker Gesäßhuldigung
[7] Wer war der Sachsenherzog Bernhard?