Der vergessene Park

Lüneburg vor 150 Jahren..

Lüneburg um 1870 Quelle: Geolife.de

Die Tour soll Sie in zurückversetzen in das Lüneburg zum Beginn des 19ten Jahrhunderts, dazu passt das Kapitel „Nähere Umgebung“ (Seite 61) des im Jahr 1896 erschienenen „Führer durch Lüneburg und Umgebung“ (Verlag der Buchhandlung Herold & Wahlstab):
Die meisten Spaziergänge liegen südlich von der Stadt, an der Ilmenau aufwärts an beiden Ufern. Am nächsten am linken Ufer die Wirtschaft „zum Ilmenaugarten“ mit schöner Fernsicht über das Wiesental der Ilmenau. Von dort führt ein Spazierweg durch schöne Parkanlagen mit zahlreichen Fischteichen, welche der Verschönerungsverein in den letzten Jahren angelegt hat, zur städtischen Forst Rothe Schleuse, mit der beliebten Wirtschaft „Zur Rothenschleuse“, reizend an der Ilmenau gelegen, 4 km von der Stadt. Eine neuerdings errichtete Laufbrücke unterhalb der roten Schleuse gewährt eine bequeme Verbindung mit dem Tiergarten Forst.
Bei dem Ilmenau Garten führt eine Laufbrücke über den Fluss, zunächst zum Wirtshaus „Wilschenbrook“ mit hübschen Wäldchen. Dort beginnt die Städtische „Forst Thiergarten“, welche am östlichen Ufer der Ilmenau zu den 4 ½ Kilometer von der Stadt entfernten Forst- und Kaffee Hause reicht…

Schlechter Weg zur Rothen Schleuse

Während man heute die Strecke von Lüneburg zum Gasthaus durchaus idyllisch bezeichnen darf, führte der Weg damals durch sandiges und schattenloses Gebiet. Bäume gab es so gut wie gar nicht. Der Lüneburger Verschönerungsverein von 1887 hatte es sich zur Aufgabe einen Park mit Wegenetz anzulegen.

Tourverlauf

Durch den damals noch nicht vorhandenen Kurpark fahren wir zum damals beliebten Wirtshaus Ilmenaugarten (1), das sich auf der rechten Seite befand, da wo jetzt die Wohnhäuser stehen. Weil der Bahndamm erst 1913 gebaut wurde, hatte man einen wunderschönen Blick auf die Ilmenauniederung. Zur rechten Seite liegt der Ziegelteich (2), der auch Hottenrott-Teich, nach dem danebenstehenden Wohnhaus des Studienrats Hottenrott vom Johanneum genant wurde. Die Brücke über die Ilmenau war damals nur für Fußgänger geeignet, Fuhrwerke mussten die Fähre benutzen um zum Gut Wilschenbruch zu gelangen.

Nachdem Sie die Willy-Brandt-Straße überquert haben, biegen Sie rechts ab, nach ca. 400 Metern stehen Sie drin im Vergessenen Park. Der Wald, so wie Sie ihn sehen, existierte nicht.

Der vergessene Park

Der Lüneburger Verschönerungsverein von 1870 hatte es sich zur Aufgabe gemacht mit seinen begrenzten Mitteln hier einen Park anzulegen und den Weg zur Roten Schleuse erträglich zu gestalten. Jetzt wird es Zeit die Karte zur Hand zu nehmen. Den Alpsteingarten (3) hätte ich niemals gefunden, wäre er mir nicht von Herbert Sellen gezeigt worden. (Für OsmAnd und Garmin Geräte sind die Positionen auf der Karte sichtbar, wenn Sie Komoot verwenden, haben Sie Pech – Komoot kann keine Wegpunkte anzeigen).

Leichter ist es da schon den Ruhesitz und den Sandstein (4) zu finden – vor der Treppe befindet sich auf der linken Seite ein Stein mit dem Stadtwappen. Gut sichtbar ist es allerdings nicht.

Am jetzigen Waldkindergarten war die Schutzhütte (5), an der die Ausflügler picknicken konnten. In den 30er Jahren wurde sie von der Hitlerjugend genutzt.

Unterhalb der Schutzhütte befindet sich der „Busse Gedenkstein“ (6).

Wenn die „Steinerne Bank“ (7) nicht mit Laub bedeckt ist, kann man sie gut erkennen. Da Sie jetzt schon einige Relikte gesehen haben, sollte es nicht schwer fallen den zweiten Ruhesitz (8) zu finden. Genau gegenüber befindet sich übrigens der Haupteingang zur Leuphana.

Um zur Grotte zu gelangen, fahren Sie den Düvelsbrooker Weg zum Fischerhaus (9) herunter. Rechts befindet sich die Grotte „Busses Freunde“ (10). Der Weg führt an den vom Verein angelegten Fischteichen vorbei, zum Grenzstein des Eisschuppens (11). Kühlschränke gab es damals noch nicht. Das Eis wurde in den damals noch kalten Wintern in den beiden Seen gewonnen, im Eisschuppen zwischengelagert und mit Fuhrwerken zu den Lüneburger Brauereien transportiert.

Weiter geht es zur Lüneburger Radrennbahn. Fahrradfahren war der aufkommende Trend zum Ende des 18ten Jahrhunderts, wurde aber mit Argwohn betrachtet. Das neu erfundene Fahrrad durfte anfänglich nicht einmal auf der Straße verwendet werden. So wurde erst 1891 das Radfahren auf den Berliner Straßen teilweise erlaubt. In Lüneburg wird das nicht anders gewesen sein. So wichen die Lüneburger Radfahrer in die Bockelsberg-Anlagen aus. Das war allerdings auch verboten, da der Park nur Fußgängern vorbehalten war. Vertrauenswürdigen Personen war es allerdings gestattet, die Anlagen gegen eine Gebühr von einer Mark pro Jahr bis morgens um 8 Uhr mit dem Rad zu benutzen.

Gegen Ende des 18ten Jahrhunderts wurden Bahnrennen immer populärer. Damit ist es zu erklären, dass der Lüneburger Sportverein (LSK) 1899 die Radrennbahn (11) gebaut hat. Man braucht allerdings schon viel Vorstellungskraft um die die Steilkurven zu erkennen.

Der weitere Verlauf der Strecke führt uns vorbei am „Gasthaus Rote Schleuse“ zur Teufelsbrücke (13). Dieses Bauwerk wurde 1893  vom Lüneburger Verschönerungsverein für 200 Mark errichtet.

Forst Thiergarten und Wilschenbruch

Wenn Sie mit Kindern unterwegs sind, bietet die Julius Becker Hütte (14) eine Möglichkeit zum Picknick.

Auf dem Rückweg geht es an dem großen Findling (15) mit der Aufschrift „Lorely“ vorbei, an dem Heinrich Heine 1823 mit Blick auf die Ilmenau seine „Lorely“ verfasst haben könnte.

Wir verlassen den Forst Thiergarten und fahren durch den kleinen aber feinen Stadtteil Wilschenbruch. Von dem beliebten Gasthof Wilschenbruch existiert nur noch der Tanzsaal. Mehr über Wilschenbruch erfahren Sie hier:
http://www.wilschenbruch.de/

Der Rückweg zum Markt führt über den Lösegraben.

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