
Es ist nun schon lange her, da gab es im Amt Neuhaus ein herrschaftliches Schloss, dass der Welfen-König von seinen Vorfahren geerbt hatte. Weil aber die Jagdgründe in der Göhrde viel besser waren, zeigte der König wenig Interesse an diesem Nebenwohnsitz. Für die Instandhaltung setzte er den Amtmann Flemming ein.
Da der König auch so gut wie kein Geld für die Pflege zahlte, kam der Amtmann auf die Idee, die aus seiner Sicht überflüssigen Nebengebäude abzureißen und die Steine zu verkaufen um damit die Pflege des restlichen Schlosses zu finanzieren. Das sprach sich rum in der Gegend, so dass die Nachfrage nach Steinen immer mehr zunahm. Als der Amtmann sah, wie leicht er zu einem reichen Mann werden konnte, ließ er immer mehr vom Schloss einreißen um auch diese Steine dem Meistbietenden zu verkaufen. Sogar das Schloss in der Göhrde soll teilweise mit den Steinen aus Amt Neuhaus erweitert worden sein
Der Amtmann prahlte mit seinem Gold, kaufte einigen ärmeren Dorfbewohnern ihr Land ab , so dass diese nun für ihn arbeiten mussten. Das restliche Gold soll er an einem geheimen Ort aufbewahrt haben, was er auch jedem erzählte. Das empfanden einige Dorfbewohnern als großes Unrecht.
Als der König irgendwann in der Göhrde zur Jagd erschien, berichtete ihm ein ergebener Untertan vom Abriss und vom sagenhaften Goldschatz des Amtsmanns. Der König soll außer sich vor Wut gewesen und mit seinem gesamten Gefolge nach Neuhaus gereist sein. Der Amtmann wurde verhaftet und öffentlich ausgepeitscht. Das Vorhandensein des Goldschatzes verleugnete er allerdings. Durch das Auspeitschen fühlte er sich sehr gedemütigt und soll kurz danach gestorben sein. Tage später wurde der Sarg des Amtmannes zu Grabe getragen. Bei der Beerdigung, bei der das ganze Dorf anwesend war, soll Georg, sein treuester Weggefährte, gerufen haben: Nach hundert Jahren soll Flemmings Grab geöffnet werden.
Das Gold des Amtmannes haben viele gesucht, es gab das Gerücht, dass es in einem Geheimgang unter dem Schloss versteckt sein sollte. Wo dieser Geheimgang genau war, das wusste niemand.
Viele Jahre später hat dann der zehnjährige Caspar zusammen mit seinen Freunden einen sehr schmalen Gang gefunden. Davon erzählte er seinem großen Bruder Johannes, der sich an die Erzählung seiner Großmutter über den Schatz des Amtmannes erinnerte. Am nächsten Tag hat Caspar dem Johannes den Gang gezeigt. Die beiden hatten sich schon überlegt, dass sie mit dem Gold ihrer kranken Mutter helfen wollten. So stieg Caspar auf der Suche nach dem Goldschatz in den Geheimgang ein. Auf den Rücken hatte er einen kleinen hölzernen Tornister mit Steinen gebunden, so dass sein großer Bruder immer hören konnte wo er war. Der Bruder hört die polternden Steine ein paar Stunden, dann wurde sie leiser, bis sie plötzlich nicht mehr wahrnehmbar waren. Er rief nach seinem Bruder, aber bekam keine Antwort. Er holte Hilfe aus dem Dorf, die Dorfbewohner versuchten den steinernen Tunnel zu erweitern, konnten aber mit dem schlechten Werkzeug wenig ausrichten.
Das ganze Dorf war in tiefer Trauer. Da fiel der alten Anna die Aussage von Georg, dem Weggefährten von Amtmann Flemming ein: Nach hundert Jahren soll Flemmings Grab geöffnet werden. Und tatsächlich, die 100 Jahre waren gerade um, so dass der Sarg geöffnet wurde. Hier fand sich allerdings kein Skelett des Amtmanns, sondern nur eine alte Perücke, ein Stein und ein Stück Leder, mit der eingravierten Nachricht: „Bin nicht gestorben, sondern auf und davon.“
Damit nie wieder ein Kind in den schmalen Gang kriechen konnte, wurde der Eingang mit Steinen, Lehm und Erde verschlossen und auf dieses Grab des Jungen ein Baum gepflanzt.
Ob der Amtmann den Goldschatz mitgenommen hat oder ob er noch immer im Geheimgang liegt, ist bis heute nicht geklärt. Die Reste des Schlosses gibt es immer noch. Ein Baum ist auch noch da.