Das Problem
Die Ilmenauniederung, durchzogen von Elbarmen, beherbergt heute große Seen, Zeugen vergangener Naturlandschaften. Der Bau von Elbdeichen im Laufe der Zeit verringerte die Überflutungen durch die Elbe, während die Winsener Marsch weiterhin gezeitenabhängig blieb. Heinrich der Löwe initiierte im 12. Jahrhundert Deichbauten, um Land für Siedlungen und Ackerbau zu gewinnen, veränderte damit jedoch das natürliche Wasserlaufsystem. Die Abdeichung der Flussarme im 15. Jahrhundert führte zu regelmäßigen Hochwassern in der Ilmenau, Probleme, die auch durch die Verlegung der Ilmenaumündung nicht gelöst wurden.
Über Jahrhunderte waren die Bewohner der Elbmarsch den Launen des Wassers ausgesetzt, wobei alte Aufzeichnungen von dramatischen Überschwemmungen berichten, insbesondere bei Sturmfluten. Die Winsener Marsch litt besonders unter Deichbrüchen und natürlichen Wassermassen, die von schmelzendem Schnee oder starken Regenfällen herrührten. Übersandung nach Deichbrüchen und territoriale Streitigkeiten über Wasserläufe erschwerten die Landwirtschaft und führten regelmäßig zu Ernteverlusten.
Ilmenauverlauf bis 1888
Sturmfluten bedrohten zwischen Oktober und April Leben, Eigentum und Infrastruktur, wobei aufgeweichte Wege die Regionen oft wochenlang isolierten. Diese historischen Herausforderungen verdeutlichen die enge Beziehung zwischen den Menschen der Elbmarsch und ihrem Kampf gegen die Naturgewalten, eine Auseinandersetzung, die das Land und seine Bewohner über Jahrhunderte prägte.
Pläne
Im Jahr 1624 kam die Idee auf, hinter den Deichen ein wasserfreies Gebiet zu schaffen und die Ilmenau zu regulieren, doch diese Pläne wurden jahrhundertelang nicht umgesetzt. Im 19. Jahrhundert gab es drei wichtige Vorschläge, um die Probleme der Ilmenauniederung zu bewältigen. Das meyersche Projekt wollte die Ilmenau umleiten, was aber wegen erwarteter Versandung, enormer Kosten und Widerspruchs lokaler Vogteien skeptisch betrachtet wurde. Ein zweiter Vorschlag sah vor, die Ilmenaumündung mit einem Staudamm zu schließen und das Wasser künstlich zu heben, was technisch und finanziell unrealistisch war. Der dritte Vorschlag von Johann Heinrich Blohm und später August Heß zielte darauf ab, durch einen neuen Deich von Wittorf bis Haue und die Regelung der Ilmenau das Gebiet zu verbessern.
Heßs Plan fokussierte darauf, Überschwemmungen der Winsener Marsch bei Hochwasser der Elbe durch die Verbesserung der natürlichen Vorflut und künstliche Entwässerung zu verhindern. Es wurden zwei Verbände gegründet, um die Hauptwasserläufe zu verwalten und Rückstaudeiche zu errichten, die bei geschlossenen Schleusen das Wasser zurückhalten sollten. Der Plan sah auch einen neuen Ilmenaukanal vor, der den Schiffsverkehr verkürzen und für größere Schiffe passierbar machen sollte.
Lösung
1882 schlossen sich die Grundeigentümer zur Wasser-Genossenschaft der Ilmenau-Niederung zusammen. 1886 beschloss eine Versammlung nach langen Verhandlungen, das Projekt nach Heßs Plänen zu beginnen. Der erste Spatenstich erfolgte 1886, und 1887 wurde das Meliorationsgebiet von hochrangigen Besuchern inspiziert.
Die offizielle Eröffnung des Kanals fand 1888 statt, doch 1889 brachen Trennungsdämme, was Probleme für die Schifffahrt verursachte. Erst der Bau von Schleusen und Wehren in den 1890ern ermöglichte eine bessere Wasserhaltung und machte den Kanal für größere Schiffe befahrbar. Bis in die 1930er Jahre wurden weitere Verbesserungen vorgenommen, um die Region effektiv vor Hochwasser zu schützen und die Schifffahrt zu erleichtern.
So fließt das Wasser der Ilmenau seit 1888 durch den Ilmenau-Kanal, die Verbindung in Richtung Horburg wurde gekappt. Jetzt fließt nur noch die Neetze durch die alte Ilmenau, die sich bei Fahrenholz in den Ilmenaukanal ergießt.